Von 2002 bis 2004 arbeitete ich als Sozialarbeiter mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in einer betreuten Wohngemeinschaft des evangelischen Flüchtlingsdienst in Mödling, die damals ganz neu aufgebaut wurde. Die zentrale Aufgabe war es, den sozialpädagogischen Betreuungsbedarf festzustellen und die Jugendlichen beim Asylverfahren zu betreuen. Viele der Jugendlichen hatten eine monatelange Reise unter unmenschlichsten Bedingungen hinter sich und litten an traumatischen Belastungsstörungen. In der Wohngemeinschaft konnten sie zur Ruhe kommen, wurden psychologisch betreut, konnten einen Deutschkurs besuchen, gemeinsam Essen, Fussballspielen und auch wieder einfach mal jugendlich sein.
In den zwei Jahren, lernte ich sehr viel junge Menschen aus Afrika, Osteuropa und Asien kennen und erfuhr unter welch schwierigen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen sie aufwuchsen. In dieser Zeit wurde mir bewusst wie wichtig die Wahrung der Menschenrechte in einer Gesellschaft ist.
Vor 60 Jahren trat die Genfer Flüchtlingskonvention in Kraft. Sie legt fest, dass Menschen, die in ihren Herkunfstländern verfolgt werden und daher auf der Flucht sind, Schutz gewährt werden muss. Die Realität schaut jedoch anders aus: Restriktive Migrationspolitik, die Aushöhlung des Rechts auf Asyl und verschärfter Grenzschutz machen es für Schutzsuchende zunehmend unmöglich, legal in sichere Länder zu gelangen.
Die Europäische Union schottet sich vor flüchtenden Menschen ab, die Festung Europa wird zunehmend eine schreckliche Realität, die tausenden von Menschen das Leben kostet. In Österreich hat sich ein überparteiliches, überorganisationielles, zivilgesellschaftliches Bündnis von Menschen gebildet, die mit der derzeitigen europäischen Asylpolitik nicht einverstanden sind und ein Zeichen setzen wollen.
Am 20. Mai um 19:00 Uhr findet eine Kundgebung vor dem Parlament statt, um ein anderes, ein menschenrechtskonformes Asylwesen einzufordern. Ich bin dabei, ich hoffe du auch.
Hier alle Infos über die Kundgebung!